HAM Radio 2025 – ein Erfolg?!

Mit den letzten Tönen des Bayerischen Defiliermarsches ging am Stand des BCC am letzten Sonntag die diesjährige HAM Radio ihrem Ende entgegen. Was hat sie gebracht, wurden Erwartungen erfüllt und wie kam die Messe bei den Messegästen an? Ein Messe-Resümee wird diesen Bericht abschließen.

Bevor das Pferd von hinten aufgezäumt wird, zunächst aber der Blick auf das, was den Messeverlauf aus Sicht der BCC’ler ausmachte. Wie immer startete das etwa 10köpfige Aufbauteam mit einem schon traditionellen Pizza-Salat-Essen beim Italiener. Fröhliche Wiedersehensfreude und die unterschiedlichsten Antworten auf die typischen Nachfragen „Wie geht’s Dir, was gibt’s Neues oder haste schon gehört?“ bestimmen immer die Gespräche bei Insalata Mista oder Pizza Diverso. Dass dabei gescherzt und gelacht wird, belegt, dass hier ein Team sitzt, was sich kennt und schätzt. Noch bevor das dem guten Essen geschuldete Salat-Koma in der Mittagszeit so richtig einsetzen konnte, folgten die Hilfswilligen der präsidialen Aufmunterung, sich doch jetzt dem BCC-Standaufbau zu widmen.

Obwohl viele im Team schon gefühlte 1000-mal in Friedrichshafen waren, musste Robby, DM6DX einmal mehr als „Follow me“- Car den ein oder anderen zum Messeparkplatz der Aussteller geleiten. Sicher wäre es praktisch, wenn Robby bei einem nächsten Autokauf ein ausrangiertes Spezialfahrzeug von Flughafenbetreibern ins Kalkül zieht – vielleicht ohne gelbe Rundumwarnleuchte…

Den Aufbau des Messestandes hatte Standchef Robby auch ohne Taktstock gut im Griff. Allerdings konnte das von ihm orchestrierte Team nicht gewisse Unzulänglichkeiten der Messegesellschaft und deren ausführende Mitarbeiter kompensieren. Schon im organisatorischen Vorfeld der HAM Radio nährte der Bürokratiewahn von Messegesellschaft oder deren Sub-Unternehmen Robbys Bluthochdruck, der als „Berliner Kind“ durchaus Manches gewohnt ist und den fast nichts aus der Ruhe bringen kann. Regale für den Nebenraum des Messestandes wären -wenn überhaupt- nur für horrende Mieten zu bekommen gewesen. Dem Vernehmen nach sollten zw. 120 € und 160 € für VIER Tage gezahlt werden. Vor Ort war die Tür zum Nebenraum an falscher Stelle eingebaut, um nur zwei kleine Beispiele zu nennen. Weder ist die Organisation des Messestandes Zuckerschlecken noch vergnügungssteuerpflichtig. Der Aufbau zog sich am Donnerstag bis 17.30 Uhr hin.

Und trotzdem: Freitag, der erste Messetag, es ist 9.00 Uhr und Anja, DO2WW sorgt mit dem Druck auf „Power ON“ für den Bayerischen Defiliermarsch – ganz ohne Einzug eines Stabsmusikcorps. Der Stand ist eröffnet und die Messehalle füllt sich zunehmend. Was doch die Marschmusik zu bewegen im Stande ist…

Die Diensteinteilung am Stand klappt während aller Messetage exzellent und es ist ein harmonisches Miteinander. Manche Fragen an und zum BCC konnten beantwortet oder Gesprächspartner vermittelt werden. Wie schon in vielen Vorjahren ist der BCC-Stand mehr als nur ein Treffpunkt, sondern der Ort des Gedankenaustauschs und in gewisser Weise Kreißsaal für gemeinsame Vorhaben, DX-Peditionen oder neue technische Projekte. Hier wird viel diskutiert, gelacht und manch‘ intensiver Handschlag und freundschaftliche Umarmung zeugen von Menschlichkeit und bestem Miteinander.

Hier konnte -wer wollte- bei einem Kaltgetränk Pause vom Gang über den Flohmarkt oder durch die Messehalle machen. Ganz nebenbei lief eine kleine Präsentation zum Thema „Remote“ – dem großen Messethema in diesem Jahr. Tom, DL5NEN, hatte dafür Beamer und Laptop mitgebracht.

HAM Radio 2025 - Messe

Das Rahmenprogramm der HAM Radio gestaltete der Bavarian Contest Club entscheidend mit – gemessen an den Zuschauerzahlen, während der Contest University und -mit Abstrichen- beim Contest-Forum. Michael, DL6MHW unterstützt von Andrea, DL3ABL hatte es wieder einmal übernommen, die Contest University zu organisieren. Seinen Bericht zur BCC-Contest-University (CTU) auf der HAM Radio könnt ihr hier nachzulesen.

In seit vielen Jahren bewährter Form führt Helmut, DK6WL das Contestforum durch und sorgt stets für interessante Vorträge mit viel Wissenswertem für Contester. Dass das Contest-Forum nicht in der CQ DL erwähnt wurde, ist schade für Vortragende und Zuschauer gleichermaßen. Wohl deswegen blieben einige Teilnehmer aus. Ein weiterer, gewichtigerer Grund dafür, dass nur 60 Zuschauer den Weg zum Contest-Forum fanden, ist, dass mit der Ehrung der Clubmeister und Contestgewinner eine parallele Veranstaltung des DARC auf dessen Bühne stattfand. In den Vorjahren waren immer 100-150 Gäste im Contest-Forum zu verzeichnen. Da Helmut, DK6WL immer hochkarätige Vortragende einlädt, die wichtiges Wissen weitergeben, muss künftig beim DARC darauf hin gedrungen werden, solche Überschneidungen auszuschließen.

Ein Höhepunkt nicht nur der HAM Radio, sondern des gesamten „BCC-Jahres“ ist das BCC-Buffet am Samstagabend. Zum vierten Male fand es in der Sportgaststätte am VfB-Stadion statt. Die wettertechnischen Rahmenbedingungen ließen die Begrüßung der Gäste am Eingang zu einer Schwitzpartie werden. Dennoch halfen Anja, DO2WW, Brigitte, DL4OBD und Wolfgang, DK7MCX manchem Gast dabei, die speziellen „BCC-Buffet-Namenschilder“ am modischen Outfit zu befestigen – hier war Fingerspitzenfertigkeit gefragt. Um 19.30 Uhr hatten alle Gäste Platz genommen. Rund 190 Gäste aus 31 Ländern und fünf Kontinenten kamen: Von Hawaii, den Solomon Inseln, der Jarvis Insel, über Australien, Japan, den Philippinen bis nach Kolumbien, Brasilien, den Vereinigten Staaten von Amerika, Kanada, Namibia und ganz Europa reichte die „Multiplier-Liste“, die Chris, DL1MGB als Präsident des Bavarian Contest Club in seiner Begrüßung präsentierte. Dieses Stell-Dich-ein der Contester hat alljährlich große Anziehungskraft.

In seiner Rede erinnerte Chris an Andreas, DC6RI -sk-, der erst kürzlich sein Mikrofon für immer aus der Hand gelegt hatte. Ein besonderes Highlight der Veranstaltung ist die Ehrung „Member of the year“. Chris konnte es gar nicht so richtig spannend machen, denn nach wenigen Sätzen, mit denen der zu Ehrende -ohne seinen Namen zu nennen- beschrieben und vorgestellt wurde, war bereits klar, wer in wenigen Minuten die Ehrenplakette entgegennehmen würde.

Hier die Rede von Chris, DL1MGB: BCC member of the year 2025

Emir „Braco“ Memic, OE1EMS/E77DX stand die Überraschung ins Gesicht geschrieben und seine Freude über die Auszeichnung dokumentiert sich nicht nur an seinem strahlenden Gesicht, sondern -und das ist gewiss bei ihm äußerst selten- an einer hörbaren Sprachlosigkeit, als er mit dem Mikrofon in der Hand um Worte rang, um seine große Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen.

Der große Applaus zeigte, dass sich jeder Gast mit Braco über die Auszeichnung freute.

Der Abend in der VfB-Gaststätte war unterhaltsam und von viel guter Laune der Gäste geprägt. Durch die räumliche Aufteilung des Buffets in zwei Bereiche waren die Warteschlangen vor den „Futterkrippen“ überschaubar, was auch zur guten Stimmung beitrug. Die Wärme im Raum war durch die Ventilatoren gerade noch erträglich, jedoch dauerte es nicht lange, bis sich die Gäste im Außenbereich und auf der Terrasse der VFB-Gaststätte aufhielten. Ausgelassene Stimmung, intensive gute Gespräche, viel Flüssiges und kaum Mücken machten den Abend zum Vergnügen. Gegen Mitternacht war das diesjährige BCC-Buffet dann Geschichte.

Bildergalerie BCC Buffet 2025

Der letzte Messetag ist in den letzten Jahren bei fast allen Ausstellern mehr und mehr zu einer kurzen Veranstaltung geworden. An den BCC-Stand kommen viele Gäste noch ein letztes Mal, um sich zu verabschieden, gute Wünsche für eine gute Heimreise und ein gesundes Wiedersehen im nächsten Jahr auszusprechen. Am frühen Nachmittag beginnt auch am BCC-Stand der Abbau, nachdem Anja, DO2WW wieder auf die Power-Taste drückt, um jene „BCC-Hymne“ erklingen zu lassen, mit der auch per Bayerischem Defiliermarsch die Gäste zum Stand gelockt wurden. Der Professionalität von Standchef Robby und seinem Team ist es geschuldet, dass nicht nur jeder Handgriff sitzt, sondern auch in Rekordzeit alles verpackt ist – für’s nächste Jahr. Mario, DJ2MX hat nun alle Hände voll zu tun, um mit seinem Filius Sven, DJ4MX daheim in München alles wieder einzulagern.

Resümee für den Bavarian Contest Club
Die „HAM“ war wieder richtig gut. Das Zusammensein mit BCC’lern aus aller Welt sei es am BCC-Stand oder beim Buffet macht stets Lust auf mehr. Schon jetzt freuen sich bestimmt alle auf das Wiedersehen beim HL3K in Linden oder auf der HAM Radio 2026 am Bodensee. Das Team am Stand arbeitete viel und gut – Hand in Hand. Robby behielt die Übersicht und sorgte nicht nur durch köstlichen Erdbeerkuchen für „sein“ Standteam für Freude und Heiterkeit. Die Fotos in der Galerie unseres Webauftritts belegen dies durchaus. 

Manches Geschäft, mancher Kauf war schon am ersten Messetag „im Sack“. Unzufriedenheit war bei den Gästen weder auf der Messe noch bei der Schlacht am heißen Buffet in der VfB-Gaststätte zu erkennen. Nachfragen bei den Gästen bestätigten diesen subjektiven Eindruck.

Einzig der Blick hinter die Kulisse in puncto Organisation zeigte, mit welchen Hürden im Vorfeld und während der Messe umzugehen war. Daraus sollte kein Geheimnis gemacht werden, denn BCC’ler wie auch Gäste dürfen gern erkennen, welches ehrenamtliche Engagement erforderlich ist, damit sie mit gutem Gefühl die Messe hinter sich lassen – übrigens nicht erst in diesem Jahr. Schade ist zudem, wenn der DARC e.V. scheinbar nicht Willens oder in der Lage ist, flexibel auf einen offensichtlichen Fehler bei Festlegung von Veranstaltungsorten und -zeiten zu reagieren. Weder haben das beim Contest-Forum Vortragende noch Gäste, die von guten und wichtigen Informationen insoweit ausgeklammert sind, verdient. Stichwort Flexibilität: Es ist äußerst bedauerlich, wenn einem der größten und zahlenmäßig stärksten Amateurfunkverbände, wie es die japanische JARL ist, eine Standfläche -etwas abseits gelegen- neben dem Ausgang zum WC zugewiesen wird. Hier wäre ein Eingreifen zwingend gewesen. Entweder vor oder während der HAM Radio insbesondere vor dem Hintergrund, dass an anderer Stelle ein Platz dafür gewesen wäre, der von der Fläche vergleichbar groß und während der Messe nur mit HAM Radio Werbeplakaten beklebt oder ausgestattet war.

Bildergalerie HAM Radio 2025

 
Kommentar zur HAM RADIO 2025
Klaus Wöhler, DF9XV

Die HAM Radio ist seit Anbeginn ein Treffen der Funkamateure aus aller Welt: Ein Ort des Austauschs, des friedlichen Miteinanders, des Nehmens und Gebens. Die Messe hat sich in den letzten 10 bis 15 Jahren stark verändert. Veränderung kann Fortschritt bedeuten – muss aber nicht. Der Blick zurück auf die letzten 5 Jahre zeigt heute, dass sich die Hoffnungen, an Besucherzahlen vor der Pandemie anzuknüpfen, bislang nicht erfüllten. Unbestätigten Hinweisen zur Folge, sollen sich die Besucherzahlen um 500 auf 11600 erhöht haben – nicht viel aber immerhin, wenn es stimmt.

Am BCC-Stand waren zumeist „recht viele“ Gäste anwesend, was aber für den „Messeerfolg“ eher nichtssagend ist. Ob sich geschäftlicher, wirtschaftlicher Erfolg bei wenigen gewerblichen Ausstellern abseits des Flohmarktes auch im Nachmessegeschäft einstellt oder (hoffentlich) noch kommt, bleibt abzuwarten. Ob es für potenzielle Aussteller lohnender war, der Messe fernzubleiben, ist nicht nur eine Frage der Geschäftszahlen.
Ein namhafter Aussteller aus HB9 schreibt dazu, dass der persönliche Austausch mit Messegästen unersetzbar sei und daraus Beziehungen über die Messedauer hinausgehend entstehen. Wörtlich fügt er hinzu: „Aus meiner Sicht erhalten solche Events die Community am Leben und jeder, der im Amateurfunk etwas auf sich hält, muss hierherkommen.“ Schade ist, dass sich diese großartige Botschaft nicht intensiv genug unter den bundesweiten Amateurfunk-Gewerbetreibenden herumspricht. Schön für jene, die die Kosten nicht scheuen und kommen, um vom begrenzten Kuchen ein ordentliches Stück einzuheimsen.

Stichwort „Kosten“: Die Kosten auch für kleine Stände sind immens. Wie in Zeiten von Käufen via Internet die Aspekte der Kundenbindung, Beratung und des persönlichen Gesprächs pekuniär zu bewerten sind, kann gewiss konträr diskutiert werden. Die räumlichen Rahmenbedingungen in Friedrichshafen sind gut. Vom Servicegedanken und gewisser Flexibilität scheint die Messegesellschaft und deren Subunternehmen indes (noch) nicht gänzlich durchdrungen zu sein. Das weiß jeder, der sich nicht erst in diesem Jahr mit der Organisation eines Messestandes auseinander zu setzen hat. Auch hier könnten schlechte Erfahrungen der Vergangenheit gepaart mit den gestiegenen Kosten manchen Aussteller abhalten, den Kontakt mit Kundinnen und Kunden und solchen, die es werden könnten, zu suchen. Wenn mehr als 50 % der gesamten großen Ausstellungshalle den ideellen Ausstellern zugeordnet sind und nur noch ein kleinerer Anteil regelrechte Verkaufsstände mit amateurfunkspezifischen Artikeln sind, dann dürfte der Messe keine bessere Zukunft bevorstehen als 2025. Ein attraktives Vortrags- und Rahmenprogramm ist gewiss auch ein wichtiger Baustein für die Magnetwirkung der HAM Radio. Der hierzu eingeschlagene Weg ist gut und in jeder Hinsicht tragfähig.

Nur wegen des Besuchs und des Treffens an den vielen Ständen der Interessenverbände und Clubs, machen sich wahrscheinlich nicht die Allermeisten auf den teils langen Weg zum Bodensee. Hier müssen für ein langfristiges Überleben der HAM Radio im Benehmen mit der Messegesellschaft andere, in jedem Fall bessere Wege gefunden werden, um den Anteil der Verkaufsmesse zu steigern. Es muss sich für einen weitgereisten Funkamateur „lohnen“, nach Friedrichshafen zu fahren – sei es durch Begegnung, Wissensvermittlung, Beratung und durchs „Schnäppchen“.