WAE CW 2004: MM/DL6MHW SO LP

Mal abgesehen davon, dass ich jetzt den wertvollen Preisen für ein WAE-Log (habt ihr das etwa überlesen?) entgegenfiebere, war der WAE von den Shetland-Inseln doch ein recht positives Erlebnis.

Am Mittwoch (4.8.04) kommen wir (DL6MHW, DL3ABL, Lena-5 und Thomas-1) auf den Shetland-Inseln an. Der geplante Campingplatz (der einzige auf der Insel) liegt recht ungünstig am Fusse eines ca. 100 m hohen Berges, der Westen und Norden abschirmt. Das ist erstmal ernüchternd. Die nächsten drei Tage erkunden wir die Hauptinsel, immer mit dem Wunsch ein, günstiges QTH zu finden.

Was ist ein günstiges QTH? Freie Sicht nach Westen, Norden und Osten wäre erwünscht. Dazu Strom, die Möglichkeit ein Vorzelt aufzubauen und (ganz wichtig) genug Freizeitmöglichkeiten für den nicht (im Contest) funkenden Teil der Crew. Gerade Strom ist ein Problem. Die Station kann zwar aus den 100+ Ah der Wohnbatterie des VW-Bus betrieben werden – nicht aber der Computer. Der Bau des Konverter, der das Notebook an 12 V laufen lässt, ist leider vor der Abfahrt nur zu 99% fertig geworden. Im Testbetrieb funktioniert er – im Auto kommt die Sicherung…. und an diesem kleinen Kasten hängt nun der echte Mobilbetrieb…

Zunächst aber der etwas andere Contest: Am Mittwoch vormittag stoßen wir auf die Cunningham-Landwirtschaftsausstellung. Hier lebt echter Contestgeist. Die Kategorien lesen sich ähnlich spannend wie im WPX. Es gibt so etwas Banales wie Shetland-Ponys und Kühe, aber auch bizarres wie das „beste Brot aus dem Brotbackautomaten“, „die am schönsten dekorierte Toastschnitte in der Altersklasse unter 8“ oder der „Kekscontest“. Insgesamt gibt es 2700 Einreichungen (=Contestlogs) und auch Auszeichnungen für Leute mit vielen Einreichungen in bestimmten Klassen. Man spührt irgendwie, dass hier Wettbewerbsgeist für den Spaß am Mitmachen sorgt. Jeder Beitrag wird im Heft zur Landwirtschaftsausstellung durch Nennung des Titels, des Namens und des Ortes gewürdigt. Ja, Contestlisten sind wichtig für die Gemeinschaft! Man muss nicht unbedingt teilnehmen – es ist schon schön, wenn man erzählen kann, dass die kleine Mary aus dem Nachbarhaus den dritten Platz in der Klasse lustiges „Tierfoto“ gemacht hat. Contestlisten müssen also sein! (Sagt das Euren OVs und DVs.)…

Am Mittwoch Nachmittag besichtigen wir einen alten Broch (2.000 Jahre alter Wehrtum) und finden dann den unglaublichen Doppelstrand von St. Ninians. Eigentlich ein ideales QTH mit freier Sicht nach Westen und Norden. Aber leider kein Strom… und Abschirmung nach Osten.

Am Donnerstag geht es in den Norden der Insel. Wir treffen dabei halb geplant (nach Hinweis von GM3POI) auf Hans, MM0XAU, der als Hausmeister des Eashaness-Leuchturms im letzten Winter 60.000 QSOs gemacht hat. So richtig Rat weiss er auch nicht – sein aktuelles QTH liegt auch hinterm Berg. Trotzdem bietet uns der Nordwesten tolle Küstenlandschaft und sonnig-windiges Wetter.

Am Freitag geht es dann in den Westen. Auch hier atemberaubende Landschaften, schöne Strände aber kein ideales QTH… also zurück nach Lerwick auf den Zeltplatz hinterm Berg.

Am Freitag Nachmittag schnitze ich mir eine Antenne… an den VDL Mast wird ein 5-m-Draht als Vertikal mit Radials gehängt, der auf 20-m resonant ist. Weitere Radials für 15-m und 10-m sollten das Anmatchen nach 10 Meter Koax auf diesen Bändern weniger brutal machen. Eine weitere Antenne wird von der Spitze des Mastes schräg zum Bus gespannt. Insgesamt komme ich so auf 15 m, wovon ca. 4 m horizontal vom Mast seitlich weggespannt werden. Diese Antenne wird mit 6 Radials versehen und direkt am Fusspunkt angemached. Beide Antenne spielen halbwegs zufriedenstellend.

Am Abend funkt Andrea noch etwas in SSB. Es geht ganz gut – nach Europa ist die Sicht ja auch frei. Dann wird das Bedienteil des IC706 an der Armlehne des Fahrersitzes gebunden und der Computer auf den Beifahrersitz gestellt. Zum Schlafen müssen die Sitze ganz nach vorn geschoben werden. Es ist gerade so Platz, um sehr beengt zu sitzen.

Am Contestmorgen weckt das Baby, so dass der eingeschaltete Wecker nicht zum Zuge kommen muss. Ich krabbele auf den Beifahrersitz und zwänge meine Füße ein. Mit VY2/KD4D steht das erste QSO auf 40 m um 2 UTC im Log. Es geht also auch durch den Berg. Sogar 2 UA9er sind noch zu erreichen und auch DA0BCC und DJ9MH rufen an. D4B lockt mich dann nach dem 40m QSO auf 80 und auch hier geht ein wenig. Als gegen 6 UTC die Familie erwacht, stehen etwa 50 QSOs im Log – mehr als erwartet. Nun wird die 20 m Antenne angebaut und auch hier weiter gesammelt. CQ rufen erzeugt leider kaum Nachfrage. Endlich kann ich auch wieder etwas Blut in die Beine lassen – der Sitz kann zurückgeschoben werden und ich sitze nun auch an einem richtigen Tisch. Die Familie geht ins Schwimmbad und die QSO-Zahl steigt auf 117 (mit einigen BCClern). Ich versuche auch QTCs einzusammeln – solange ich noch Strom für den Computer habe. Dabei werden schon Listen für die computerfreie Phase geschrieben (QTC, und Dupe-Checklisten). Nun ist es Zeit, alles einzupacken und nach Westen zu fahren.

Wir finden einen freien Parkplatz günstig an einem stabilen Zaunpfahl. Da kommt der Mast dran. Beim Anbauen „autsch“ bekomme ich eine gewischt. Selbst in dieser einsamen Ecke gibt es einen elekrischen Weidezaun. Also nochmal an die andere Seite vom Parkplatz umgeparkt. Um 16 UTC bin ich wieder QRV. Leider geht es trotz der Westlage (noch) nicht so gut nach USA. So kommen nur noch 25 QSOs ins Log, bis der Akku des Notebooks sich verabschiedet. Nun wird wieder mit Papier weitergefunkt – wie in den guten alten Zeiten. Zwischendurch kommen die Kinder ins Bett. Aber so richtig berauschend geht es nicht. Immerhin kommen auf 40m einige UA9 und ein paar Multis ins Log, obwohl ich wieder hinterm Berg bin. Gegen 22 UTC geht es dann auch etwas auf 20m nach W und gegen 0 UTC gibt es sogar ein kleine Pile-Up mit 30 Stationen … na ja. Mehr ist wohl nicht drin. Irgendwann ruft mich DL3TD an, aber so richtig bekomme ich nichts mehr mit. Eiskalt und mit blutleeren Beinen geht es ins Bett. Es scheinen doch mit 220 QSOs inzwischen 100 k Punkte im Kasten zu sein und damit ist ja das Contestziel erreicht. Der Vormittag ist relativ ruhig. Einige nützliche Multis, z.B EA8BH als einziges QSO auf 10m, und einige QSO und QTC. Am Nachmittag wird wieder abgebaut und nach Lerwick gefahren. Hier will mich aber keiner so recht hören. Also macht Andrea noch hundert Europa-QSOs in SSB und ich gehe dann nochmal auf 30 m. Da gibt es dann wenigsten ein Pile-Up und das macht Spaß. Man möge mir verzeihen…

Insgesamt bin ich mit dem Ergebnis ganz zufrieden, wenn ich das mit dem letzen Jahr vergleiche. Ich hatte zwar mehr erhofft, aber letztendlich gab es zu viele kleine Probleme. Nun bin ich noch am Abtippen und ausrechnen. Wie in alten Zeiten. Mal sehen was bei raus kommt. Sicherlich ist diese Sache mit dem MM/-Call auch ein Problem. Es hat einige Stationen verwirrt und sicher auch einige abgeschreckt. Wieso hier nicht GM/-erlaubt ist, ist mir völlig unklar.

Es war jedenfalls mal wieder ein kleines Funkabenteuer und ein eher seltenes WAE-Land war mal wieder im WAE-Contest zu hören.